Nimm Dein Glück in die Hand
Solche Sprüche hören sich für uns oft befremdlich an, wenn einem der Schlamassel gerade bis zum Hals steht. Es ist schwer möglich, mit Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft zu blicken.
Dann passt eher der Satz Ein Unglück kommt selten allein.
Eine Klientin in der Klinik hatte wirklich alles verloren. Ihr Kind und der Ehemann waren verstorben, sie ist einer Tumorerkrankung von der Schippe gesprungen, bekam Arbeitslosengeld II und konnte nur mit Mühe etwas günstiges zu Essen kaufen. Sie hatte kurz vor dem Reha Aufenthalt noch eine Kündigung ihrer Wohnung erhalten und wusste, wenn sie nach acht Wochen wieder nach Hause kommt, ist sie obdachlos.
Als sie in der Patienten-Runde nach ein paar Tagen ihre aktuelle Situation nur nach mehrmaligem Nachfragen eines Mitpatienten erzählte, war es absolut still im Raum. Schweigen. Niemand wusste was zu sagen. Ich denke, kein einziges Auge blieb trocken.
Wie ging es mit ihr weiter? Sie nutzte die psychosomatische Reha, um ihren Alltag zu regeln. Sie freute sich darüber, jeden Tag nichts kochen zu müssen und nahm am Sportprogramm teil. Eine Bekannte ermöglichte ihr einen Friseurbesuch und abends ging es in fröhlicher Runde zum Pizzaessen.
Die Gruppe ging zusammen durch dick und dünn. Ein Möbelpacker im Bekanntenkreis räumte der Klientin die Wohnung, sie fand ein Zimmer bei einer älteren Frau in einem Haus mit Garten. Der Berater der Arbeitsagentur meldete sich mit einem Jobangebot, ein Strauß Blumen wurde am Empfang der Klinik abgegeben. Es gab sehr viele weitere Überraschungsmomente. Zum Abschied gab es für das Küchenpersonal, die Pflegeabteilung, alle Ärzte und Therapeuten ein selbst gebasteltes Abschiedsgeschenk. Strahlend und dankbar, mit Freude auf die kommende neue Lebenssituation, hat sie sich von uns allen verabschiedet.
Ihre Abschiedsworte an uns: Wunder kommen zu denen, die an sie glauben.
Warum schreibe ich das hier? Ich möchte hier allen Mut machen. Wenn auch alles gefühlt auseinanderbricht, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
Halten Sie durch.
Was können wir als Traumatherapeuten hier tun?
Beziehungsaufbau und Beziehungsgestaltung in der Traumaberatung benötigen Zeit.
Containment – Raum geben und alles darf sein.
Unsere Aufgabe als Therapeutinnen in der Mind-Body-Medizin ist, kein Heilversprechen oder eine Lösung parat zu haben. Aussagen wie „Du schaffst das schon“ haben bei mir zum Beispiel immer genau das Gegenteil bewirkt, als ich platt wie eine Flunder am Boden lag und nicht mehr ein und aus wusste.
Wichtig ist, es irgendwie zu versuchen. Auch wenn Anstrengung und Hoffnungslosigkeit uns überrollen. Ausweichen, Orientieren und nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten.
Spiritualität, der Glaube, das Hoffen auf ein Wunder und die Kraft der Herzenswünsche halten einen im Fahrwasser. Wenn auch das nicht existiert, braucht es andere Strategien.
Trauer und Hoffnungslosigkeit als ständige Begleiter. Der Mensch wird krank, physisch und psychisch. Menschen mit Traumafolgestörungen fühlen sich meist abgekapselt, unverbunden, nicht verstanden, isoliert und irgendwie anders.
Covid-19 Pandemie, geimpft oder ungeimpft, Krieg, politische Haltung, Aussehen, evangelisch oder konfessionslos. Tumorerkrankungen ohne ein kompetentes fachliches Netzwerk und ohne sozialen Rückhalt. Kein finanzielles Polster oder längere Zeiten an der Armutsgrenze und alleinerziehend. Die Liste der Belastungen kann gerne vervollständigt werden.
Wichtig ist, das alles irgendwie zusammen zu schaffen. Bleiben Sie als Therapeut ein stabiler Begleiter.
Trauma und Wunder
Definition “Wunder”
Außergewöhnliches. Den Naturgesetzen oder aller Erfahrung widersprechendes oder übernatürlichen Kräften zugeschriebenes Geschehen.
Ereignis, das Staunen erregt. Etwas, was in seiner Art durch sein Maß an Vollkommenheit das Gewohnte, Übliche so weit übertrifft, dass es große Bewunderung, großes Staunen erregt.
Die Wunder der Natur
Selbst durfte ich schon erleben, wie Zeit und Raum gefühlt einfach stehen bleiben. Sonne, Mond und Regenbögen waren gleichzeitig am Himmel. Wo kurz vorher noch starker Regen war, zeigte sich plötzlich die Sonne. Du merkst, wie sich die Welt verändert, das Herz öffnet sich und der Geist wird ruhig. Das Leben ist jeden Tag anders, aber immer voller Wunder.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen wundervolle Augenblicke.
Hören Sie auf Ihr Herz!
Auszeit und Achtsamkeit zeigen uns auch manchmal neue wundervolle Wege.