Ein Trauma als ein „physiologisches Phänomen“ zu betrachten, ist eine echte Herausforderung. Für mich persönlich finde ich hierzu viele Erklärungen in der systemischen Traumatherapie und bei Somatic Experiencing (SE)®.
Diese Sichtweisen beinhalten jegliches Potential für Heilung, Entwicklung und posttraumatisches Wachstum.
„Trauma entsteht, wenn der Organismus in seiner Fähigkeit, Erregungszustände zu regulieren, überfordert ist. Das (traumatisierte) Nervensystem kommt durcheinander, es bricht zusammen und kann sich nicht selbst wieder in die ursprüngliche Situation zurück bringen. Dies manifestiert sich in einer Fixierung, einem grundlegenden Verlust der rhythmischen Fähigkeit, Erregungszustände selbst regulieren zu können, sich zu orientieren, im Hier und Jetzt zu verweilen und fließend am Leben teilzunehmen.“
– Peter A. Levine
Trauma ist eine Dysfunktion / Dysregulation des autonomen Nervensystems. Das Auflösen von Traumafolgen ist deshalb primär über den Körper möglich, weil Traumainhalte nicht allein mit dem Bewusstsein, mit Einsicht und Verstehen bearbeitet werden können. Deshalb braucht es die Körperpsychotraumatologie und einen viel mehr somatischen als psychischen Ansatz. Für traumatisierte Menschen ist es wichtig, ein physisches Gefühl der Kontrolle zu entwickeln. Bei der Arbeit an der Überwindung eines Traumas ist die Erinnerung daran, wie man es geschafft hat, zu überleben, die wichtigste Ressource für die Auseinandersetzung mit dem durch das Trauma Zerbrochenen. Effektive Behandlung ist nicht eine Frage des Erinnerns oder sogar des Auslöschens schmerzhafter Erinnerungen, sondern der Etablierung eines resilienten Nervensystems.